Zweifel

Es bricht bald der fünfte Monat an, den ich ohne einen einzigen Rückfall (ausgenommen FA´s) geschafft habe. Ob es mir besser geht, weiß ich nicht so recht. Manchmal kann ich diese Frage mit Ja beantworten, an anderen mit einem klaren Nein. Denn wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, dann habe ich es noch lang nicht geschafft. Das Kotzen bleibt aus, doch die Gedanken sind immer noch da. Tief im Inneren quält es noch meine Seele. Penetriert mich und meinen Leichtsinn. Ich kann die Tage voller Tränen nicht ausblenden. Momente wo ich jede Süßigkeit das Klo runter spülen möchte, weil ich das Gefühl nicht los werde sie lachen mich aus. Dann möchte ich mich drüber beugen und alles was ich jemals gegessen habe erbrechen. Ich möchte die Erleichterung danach spüren und der eine Moment, indem man weiß, "Ich habe die Kontrolle!". Die Zahl der Waage ist stetig gestiegen und klemmt jetzt kurz vor dem Gewicht, wo ich angefangen habe mir den Finger in den Hals zu stecken. Mit diesen Rückschlag sollte jeder rechnen, im Austausch bekommt man bloß sein Leben irgendwann zurück. Doch bis es soweit ist scheint die nächste Eiszeiten nahe. Ich möchte nicht leugnen, dass ich immer noch Gedanken habe die eindeutig einer Essstörung zuzuordnen sind. Der Beste und Bekannteste von allen: Wenn ich dünn bin, wird alles besser. Die irreale Vorstellung, dass einen alle nur lieben, wenn man dünn ist, ist lebensbestimmend. Besonders jetzt in der Zeit wo es zwischen Makoto und mir kriselt, hänge ich mich an den Gedanken auf. Mein Charakter scheint ja nicht viel herzugeben. Ich bin nicht dauerbelustigend und sonderlich gesprächig. Menschen beschreiben mich nach kurzer Zeit als ruhige, strukturierte, für ihr Alter sehr reife und verantwortungsbewusste Frau, die weiß was sie will. Alles keine schlechten Eigenschaften, doch ich kann keine Leute mit Ernsthaftigkeit an der Stange halten. Ich zweifle gerade so stark an mir selber, dass ich anfange an allem anderen um mich rum auch zu zweifeln. Ein Rückfall scheint so nah wie nie. Drückt mir die Daumen.