Dieser Post geht an Makoto. Es gibt Gedanken die ich nicht äußern kann. Dinge über die ich nicht reden kann. Vielleicht hilft es mir wenn ich es niederschreiben. Und vielleicht liest du das auch...
Weißt du, warum ich so viel Angst habe dir es zu erklären? Weil es dich verletzen könnte. Die ganze Umwelt scheint mich negativ zu beeinflussen. Und ich weiß, dass du nicht gut mit Schuldgefühlen umgehen kannst. Du wirst es sofort auf dich beziehen und die Depressionen werden dir dann den Rest geben. Ich kann dir nicht einfach ins Gesicht sagen, dass mir der Anblick deiner Hüftknochen am Morgen einen Stich in die Magengrube versetzen. Die zwei kleinen herausstechenden Knochen an deinen Schultern. Oder die langersehnten sichtbaren Rippen und Schlüsselbeine. Ich sehe deine Schenkel und wünsche mir, dass ich dünn bin. All die Kommentare, die du mal geäußert hast, sind eingebrannt. Spielen sich in Tiefphasen immer und immer wieder ab. Dickere Oberschenkel, die Models die du schön findest, die Kniffe in den Bauch, das ich schwer sei. Es ist normal, jedes andere Mädchen lacht und kann damit umgehen. Mache ich auch. Doch wenn ich anfange abends nachzudenken, verdrehen sich bei mir die Sätze und bedrängen mich. Wenn ich das ausspreche geht ein wichtiger Teil der Beziehung verloren. Ich möchte das rumalbern, die Offenheit der Beziehung nicht zerstören. Ich will, dass du mir alles sagen und zeigen kannst. Das du nicht drauf achten musst, wie du dich äußerst. Du kennst meinen Hang zum Perfektionismus. Kranke Leute sind nicht perfekt! Ich bin keine perfekte Freundin, was anderes verdienst du in meinen Augen aber nicht. Also muss ich perfekt werden um dich nicht zu verlieren. Außerdem, wer will eine Freundin, die sich den Finger in den Hals steckt und das Valentinstag-Dinner in eine Toilette spuckt? Oder die von normalen Mittagessen übergeht in den Nachtisch, dann noch ein Brötchen, ein Müsli, ein Apfel, noch eine Orange obendrauf und wenn das schlechte Gewissen einsetzt, fängt es erst richtig an. Mein Gehirn schaltet aus und die anfänglich gesunden Sachen werden ersetzt durch leere Kohlenhydrate. Alles was im Haus ist, Schokolade, Kekse, süßer Joghurt, gesüßtes Müsli...Ein Albtraum wenn du einer meiner FA´s mitbekommen würdest. Ich schäme mich so sehr dafür. Deswegen auch die Lustlosigkeit gegen Nachmittag. Aus dem Haus gehen, nach einer FA ist unmöglich. Ich habe das Gefühl, man sieht es mir an. Die Scham, all der Hass, die Bulimie. Der aufgeblähte Bauch, der immer mehr unter großen Pullis verschwindet, wirkt für mich wie ein Warnschild. Für alle sichtbar: Achtung! Dieses Mädchen erbricht ihr Essen, nachdem sie sich unmenschlich vollstopft!
Die letzten Wochen hatte ich Angst vor Sex. Nicht nur aus den Gründen, die dir bekannt sind. Nein auch die Angst, das du mich zu dick findest oder der Bauch wieder aufgebläht ist. Der Hass auf meinen eigenen Körper steigt ins unermessliche. Was passiert wenn du mich ausziehst und dann nichts passiert. Wenn dir der Anblick nicht mehr gefällt und alles erlischt in deiner Lendengegend. Ich finde mich unsexy und dick, warum sollten andere mich schön finden? Ich bin ein Wrack, das ist mir bewusst. Aber das heißt nicht, dass es dir auch so bewusst seien muss. Was bringt es dir, wenn du weißt, dass ich fast jeden Abend weine. Ein Gedanke am Abend genügt und mir kommen die Tränen. Ich sehe Fett überall an mir. Am Bauch, an der Hüfte, an den Schenkeln, die Arme und sogar im Gesicht. Es quält mich und der Wunsch abzunehmen bestimmt mein Leben. Die tägliche Niederlage, das Versagen und der ständige Kontrollverlust treiben mich immer weiter in die Arme der Bulimie. Entweder ich spucke wieder, oder ich werde Fett. Ich weiß was du über dicke Menschen denkst - ich will nicht dazugehören.
Was bringt dir das also all das zu wissen? Ich kenne deine Einstellung und der Satz: "Wenn man abnehmen will, dann muss man sich halt beherrschen und weniger essen." ist mit in Erinnerung geblieben. Doch das geht bei mir nicht. Es ist nicht essen, es ist sinnlosen und doch aus guten Grund fressen. Es ist eine Krankheit. Ich kann nicht einfach so ein Hebel umlegen. Du bedeutest mir so viel, das ich mit dir reden möchte. Das ist immerhin ein erste Schritt um der Bulimie entgegenzuwirken. Trotzdem besitze ich noch meinen Stolz, den Hang zum Perfektionismus und die Liebe zu dir. Letzteres ist der ausschlaggebende Grund warum ich so wenig rede. Dich unnötig zu belasten ist in meinen Augen falsch und unnötig. Ich will dich beschützen, aus Liebe, dafür stelle ich mich generell hinten an. Freunde & Familie stehen schon immer, vor mir selbst, an erster Stelle. Jetzt weißt du wie viel an mir kaputt ist. Es sind so viele Einstellungen und Angewohnheiten die ich ablegen müsste um der Bulimie den Gar aus zu machen.
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