stressbedingte Dysponesis. Bitte was?!?

"Und jetzt einmal tief durch den Mund ein und aus atmen" Das kalte Stethoskop presste sich mehrmals gegen meinen Rücken und lies mich erschaudern. "Wie lang hielt ihr Nasenbluten jeweils an?" Geduldig erklärte ich dem Arzt noch mal meine Symptome. Ich fühlte mich unwohl, nur in Unterwäsche auf der Liege sitzend. Der Arzt beäugte mich wie ein neuer Virus. Unter seinen nachdenklichen Blicken schämte ich mich. Wie unwahrscheinlich, dass er etwas von meiner geheimen Krankheit entdecken könnte. Unbehaglich fühlte ich mich trotzdem. "Mhm, guuut! Ziehen sie sich bitte an und kommen sie anschließend ins Nebenzimmer" 
Gespannt setzte ich mich ihm gegenüber, während er auf seine Tastatur hämmerte. Er wandte sich mir zu und zog seine Brille von der Nase, seine Hände verschränkt schaute er mich an. "Es ist nichts ernst zu nehmendes. Über das tägliche Nasenbluten brauchen sie sich keine Gedanken machen. Der Rest ist alles stressbedingt. Mehr Sport zum Stressabbau oder öfters Ruhephasen einbauen, dann hört das schnell wieder auf. Das sie in jungen Jahren schon so viel Stress haben, dass es sich auf den Körper auswirkt ist ungewöhnlich. Legen sie unbedingt öfters mal eine Pause ein! 
Zudem haben sie das Virus was gerade rumgeht. Aber das bekommt ihr Körper, ohne Medikamente, mit viel Ruhe und Zeit hin. 
Wo soll ich den noch mehr Sport in meine Woche reinpacken? Drei mal reicht wohl noch nicht? Woher in Gottes Namen soll ich die Zeit her bekommen? Ich war enttäuscht. Mir wäre ein Vitaminmangel, gegen den man etwas hätte einnehmen können, lieber gewesen. Ich dachte an die morgendlichen Schwächeanfälle. Das Zittern und sichtbare Zucken in den Beinen, was Minuten lang anhält. Die Schwärze vor den Augen, wenn ich mich dagegen wehren will. Aus eigener Kraft nicht stehen zu können war Furcht einflößend.

Beim Abendessen musterte mich meine Mutter: "Und was hat der Arzt gemeint?" Ich stocherte lustlos in meinem Essen herum "Alles stressbedingt, und du sollst mindestens zwei Meter Abstand halten. Zudem bin ich für zwei Tage krank geschrieben, bis das Fieber sinkt" "Ahh, gut...", brachte sie zwischen ihren vollen Backen hervor, "Dann hilfst du mir Morgen bei den Einkäufen und im Haushalt. Es gibt viel was noch gemacht werden muss" Ich muss wohl umkippen wie eine Eintagsfliege, bis sie es sieht...

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