Ich will schreien. Diese ganze Wut einfach raus
schreien. Jeder soll sehen und hören was gerade in mir vorgeht. Doch ich saß auf
der Terrasse meines Freundes und versuchte verzweifelt alle Gefühle zu
unterdrücken. Es war jämmerlich so zu denken. Ich hatte noch nie Neid für meine
Schwester empfunden. Eigentlich sollte ich mich für sie freuen. Eine FSJ im
Krankenhaus und sogar ein Zimmer. So viel Glück, so viel Erfolg und das ohne
etwas zu wollen, ohne etwas dafür zu machen.
Nach der Realschule kein Plan
was sie machen will. Gut meldet sie sich ganz knapp an der Produktdesignschule
an. Für ihren Assistenten reicht es, aber den Stress für die Fachhochschulreife
will sie sich nicht geben. Also hängt sie doch einfach ein Jahr hinten dran.
Arbeiten hat sie noch keine Lust. Danach wieder die Entscheidung „Was jetzt“. Für
eine Ausbildung oder Studium ist es jetzt schon zu spät sich anzumelden. Na gut
dann macht sie halt vielleicht ein FSJ und taaatttaaa sie bekommt es MIT
ZIMMER!Meine Gedanken rasen. Ich bin verwirrt, denn solche Gedanken kenne
ich nicht. Bis jetzt war ich immer zufrieden mit meiner Lebenseinstellung und
meinen Plänen. Heute fragte ich mich zum ersten Mal „Warum strenge ich mich
immer so an?“
Verzweifelt versuche ich meinen Freund ein
Lächeln zu zuwerfen und bringe ein „Wow Prima“ zustande. Aber ich bin eine
schlechte Schauspielerin, sofort folgte die Frage: „Alles klar Schatz?
„Nein“
Ich lass die Sonnenbrille auf meine Nase rutschen, während mein Herzschlag sich
verdoppelt. Fluch Instinkte überkamen mich, schon war ich auf den Weg in die
Küche. Jemand ergriff meine Hand und drehte mich ruckartig um. Erschrocken
blickte ich meinen Freund an. Er nahm meine Sonnenbrille ab und drückte mich an
seinen Brustkorb. Die Tränen kamen, verzweifelt klammerte ich mich an
ihn.
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