Kritisch kneife ich meine Augen zusammen, betrachte das Mädchen, was sich mit mir dreht. Die Oberschenkel sind durchtrainiert, dadurch wirken sie zu dick, in meinen Augen. Waden und Knöchel verschmelzen ineinander. Ein klarer Unterschied ist nicht zu erkennen. Ein leichtes Speckpolster, der für Frauen normal sei, zeichnet ihre Taille. Ihre Handgelenke sind schmal. Doch die Oberarme sehen für eine Frau zu trainiert aus. In ihren, von Augenringen gezeichneten Augen sehe ich Unsicherheit, Trauer, und Hass der ab und zu aufblitzt, Mein Blick wandert zurück zu ihrer Hüfte, früher einmal sagten viele sie wäre zierlich. Ich wäre zierlich. Mittlerweile ist das fast drei Jahre her. Ich reiße mich von meinen Spiegelbild los. Zu schmerzhaft ist der Anblick, der sich vor meinen Auge bildet. Was hat sich verändert, dass mich keiner mehr zierlich nennt? Immer wieder wird mir mitgeteilt, dass ich dünn sei. Wenn ich dann die Leute betrachte, die dies äußern, verliert das Kompliment an Wirkung. Ja im direkten Vergleich zu ihnen wäre ich dünn. Naomi und Makoto versichern mir zwar auch, dass ich dünn und schlank sei. Aber nur dann, wenn sie meinen heimlichen, kritischen Blick auf mich selbst mitbekommen.
Ich bin seit 47 Tagen speifrei. Doch die letzten zwei Wochen waren die Hölle. Ich versuche normal bis wenig zu essen. Wenn es dann nicht klappt kommt der Selbsthass. Keinerlei Selbstkontrolle über mich und mein Essverhalten. Gedanken kreisen und erschlagen meinen Kopf. Es treibt mich ins Bad, unter die Dusche. Weg von der Kloschüssel. Doch der Abfluss zu meinen Füße scheint eine Einladung zu sein. Ich reiße meinen letzten Funken von vernünftigen Menschenverstand zusammen und flüchte aus dem Bad. Im Zimmer rolle ich mich ganz klein unter der Bettdecke zusammen. Warte darauf, dass ich wieder klar denken kann und die Tränen versiegen. In solchen Momenten wünsche ich mir Abführmittel. Wenn es schon nicht oben raus darf, dann halt auf anderen Weg so schnell wie möglich. Im Supermarkt genau der gleiche Kampf, wie daheim im Bad. Ich zwinge mich immer mit Freunden einkaufen zu gehen. So komme ich gar nicht erst in Versuchung Abführmittel zu kaufen. Bis jetzt habe ich durchgehalten. Es ist schwer sich nicht selbst zu hassen, wenn die Zahl auf der Waage langsam steigt. Da gleicht der Erfolg der 47 Tage Versagen.
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